Am 18.2. 2019 las ich im Schwäbischen Tagblatt: „Ab Ende Oktober ist der Uluru – auch bekannt als Ayers Rock – Sperrgebiet. Dann darf keiner mehr den symbolträchtigen Berg im Zentrum Australiens besteigen. Jetzt reisen Heerscharen an Urlaubern an, um den Berg noch zu bezwingen. Ende Oktober ist der Uluru – auch bekannt als Ayers Rock – Sperrgebiet. Dann darf keiner mehr den symbolträchtigen Berg im Zentrum Australiens besteigen. Jetzt reisen Heerscharen von Urlaubern an, um den Berg noch zu bezwingen.“ Letzteres kann ich nicht bestätigen. Wir haben nur wenige Touristen angetroffen und keiner hat den Felsen bestiegen.
Wir entscheiden uns für eine geführte Tour, denn ich habe keine Lust nur ständig auf das Asphaltband vor mir zu gucken. Um 5.55 Uhr steht Joe vor der Tür, um uns abzuholen. Mit seinem Piratenkopftuch sieht er recht urig aus. An sein „australisch“ kann ich mich mit der Zeit einhören, denn er hat sich vorgenommen, nicht nur gut den Bus zu steuern, sondern uns auch mit tausend Erklärungen und einfachen Witzen zu unterhalten während der mehrstündigen Hinfahrt. Dafür bleiben wir von der anderswo üblichen Beschallung verschont.
Zunächst geht es von Alice Springs 204 km bis zur Abzweigung Erldunda. Dort nehmen wir ein kräftiges Frühstück ein. Im Hinterhof picken ein paar Ems ihr Futter auf, die hier gehalten werden. Wir sehen diese grauen Strauße aber auch in der freien Natur. Vor 150 Jahren waren hier noch schwere Kämpfe zwischen weißen Farmern und den Ureinwohnern, die sich nicht von den Wasserquellen verdrängen lassen wollten.
Neben der Straße weist ein Zaun auf die „cattlestation“ hin. So werden die riesigen Rinderfarmen genannt, die ein Gebiet so groß wie Dänemark umfassen können. Die Kühe weiden frei in der Landschaft. Will man sie einfangen, werden sie durch ein raffiniertes, elektronisch gesteuertes Gattersystem zur Farm genötigt. Man sperrt ihnen so einige Wasserstellen, sodass sie die näheren aufsuchen bis sie sozusagen „zuhause“ sind. Wie sie auf die großen Viehtransporter verladen werden, will ich lieber nicht sehen. Wir verzichten darum auf die australische Version der „Ferien auf dem Bauernhof“. https://www.curtinsprings.com.
Noch sind wir längst nicht am Ziel, obwohl nach weiteren 150 km der Mt. Connor (350 hoch) schon wie der berühmtere Uluru aussieht. Dieser sandsteingeschichteter Tafelberg ist mit 700 Mill. Jahre sogar älter. Jeseits der Straße liegt ein eindrucksvoller Salzsee.
Mittags gelangen wir zum Ayers Rock Resort. Dort kann man für2000 Dollar pro Tag luxuriös einkehren. Angeblich steigen da Präsidenten und Hollywoodstars ab. George Clooney und Nicole Kidman sind aber gerade nicht da. Wir bekommen nur „lunch“ in die Hand. Unser Fahrer verabschiedet sich nach sechs Stunden und wird von Trev abgelöst, der für diesen Job an der Uni die Kultur der Aborigines studiert hat.
Dann nehmen wir uns Kata Tjuta vor, auch Olgas-Berge genannt. Warum ich bei Backofenhitze unbedingt u einer Schlucht steigen muss, frage ich mich hinterher selber. Meine Frau ist klüger und gesellt sich lieber im Schatten zu einigen Aborigines-Frauen, die ihre Bilder verkaufen wollen. Ich frage mich, warum das nie die Männer tun.
Um die Spannung zu erhöhen besichtigen wir dann das Kulturzentrum am Uluru-Kata Tjuta. Der beaufsichtigende Student freut sich, dass wir interessierte Fragen stellen. Er weiß viel über die Kunst und Lebensweise der Anangu. Mir ist die massive Kunstproduktion etwas unheimlich. Ist die nicht durch die starke Nachfrage verdorben? Wird sie nicht ständig kopiert? Er verneint das aufgrund seiner Kontakte zu den Malern. Noch immer produzieren sie aus einem inneren Erleben heraus und erzählen im Grunde eine Geschichte oder bilden höchst verfremdet die Landschaft ab.
Dann sind wir endlich am Ziel und umschreiten ein Teil der Basis des Uluru. Er gleicht insofern einem Eisberg als auch 6/7 des Felsens unter der Erde sind. Noch immer finden hier Zeremonien statt, weshalb man nicht fotografieren soll. Was in manchen weißen Kopf einfach nicht hineinpasst. Trev erzählt uns zum Ausgleich ein paar Geschichten der Aborigines, die alle eine bestimmte Moral zum Ziel haben. Wir sehen die geheimnisvollen Zeichnungen am Fels, der in der Nähe noch majestätischer wirkt.
Es stimmt, was im Schwäbischen Tagblatt zu lesen war: „Der Uluru ist der heilige Berg Australiens. Für die lokalen Ureinwohner, die Anangu, hat er eine besondere Bedeutung. Ihre Traditionen erzählen von Ursprungswesen, die die einst leere Erde überquerten und dabei Landschaftsformen wie den Uluru hinterließen. „Dieser Felsen bedeutet alles für uns Anangu”, beschrieb die indigene Frau Pamela Taylor einst ihre Beziehung zum Uluru.“ Mir imponiert eine Religion, die keine Kathedralen oder Tempel braucht, sondern die Natur als Haus Gottes begreift.
Mit sinkender Sonne verfärbt sich der Fels ständig. Darum freuen wir uns auf das Barbecue, für das extra ein Platz eingerichtet wurde. Da sind wir dann nicht mehr allein. Gut gesättigt fahren wir in der Dunkelheit zurück. Jetzt übernimmt wieder Joe das Steuer, der nun schweigsam, dafür mit erhöhter Geschwindigkeit dafür sorgt, dass wir nach Mitternacht die Hotels erreichen. Ich schließe die Auge für meine eigene „Traumzeit“. https://emurun.com.au/video-gallery.